Die Wahrheit ist eine Lüge, die man glaubt, bis man es besser weiß.

Schwarzer Uhu
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Das Problem ist das Problem! Archiv

Titelseite Tagebuch
Manche Leute schreiben Tagebuch. So können sie sich später besser an das erinnern, was in ihrem Leben geschah. Manche schreiben auch Tagebuch um ihre persönlichen Erlebnisse der Nachwelt zu hinterlassen. Die meisten von Ihnen kennen ja sicher die Tagebücher der Anne Frank, die uns das Schicksal der Juden während des Zweiten Weltkrieges ganz anders nahebringen konnte als trockene Fakten in Lehrbüchern. Andere schreiben Tagebuch, um darin schlimme Ereignisse in ihrem Leben zu verarbeiten. Neue Studien mahnen dabei jedoch zur Vorsicht!


Es gibt Dinge, die man nicht jedem sagen mag. Sie kennen das sicher? Etwas, worüber man nicht gerne mit anderen spricht. Man weiß ja nie. Was wird nicht alles erzählt unter dem Vorbehalt: „Eigentlich soll ich das ja niemandem sagen, aber ..." Um sich davor zu schützen, bleibt einem nur das Schweigen übrig. Lieber niemandem sagen, was einen quält. Er könnte es später einmal gegen einen verwenden. Nein, manche Dinge behält man besser für sich.

Doch was soll man tun, wenn man die Gedanken nicht los wird? Wenn man überschäumt vor Glück und nicht an sich halten kann, aber aus irgendeinem Grunde besser nicht verrät, was einen so glücklich macht? Oder wenn man einfach nicht mehr froh wird, weil die Gedanken immer um das Ereignis kreisen, das einen so verletzt hat, das einen so aufwühlt, das einen einfach nicht in Ruhe lässt. Das kann wie ein Teufelskreis sein. Die Sozialpsychologie sagt, dass man sich in schlechter Stimmung besonders gut an andere negative Erlebnisse erinnert. Dann kommt plötzlich alles zusammen. Dann kommt plötzlich alles wieder hoch. Verletzungen, Enttäuschungen, Leid, die viele Jahre zurückliegen können. Das kann zum schlimmsten führen. Zu Situationen, in denen wir glauben, es gäbe keinen Ausweg mehr. Dieser Teufelskreis muss durchbrochen werden!

Darüber reden hilft und wenn man nicht drüber reden will oder kann, dann hilft Aufschreiben. Psychologen rieten deshalb ihren Patienten mit einem traumatischen Erlebnis, ihre Erlebnisse, Gedanken, Gefühle zu Papier zu bringen - kurz Tagebuch zu führen. Sie meinten, dass man so die negative Stimmung besser los werden könne. Wenn sie erst einmal weg ist, falle es auch leichter, sich wieder an das Gute zu erinnern, an das Schöne, was einem im Leben widerfahren ist, an all das, was es lohnenswert macht, eine Krise durchzustehen und zu überwinden. Doch geriet dieser Rat ins Wanken. Ob es wirklich sinnvoll ist, ein Tagebuch zu führen?

Wissenschaftler der Caledonian-Universität in Glasgow (Schottland) fanden heraus, dassTagebuchschreiberin Tagebuch-Schreiber häufiger an Kopfschmerzen, Schläfstörungen und Verdauungsproblemen leiden als Probanden, die kein Tagebuch schrieben. Auf einem Fragebogen zur gesundheitlichen Befindlichkeit, den beide Versuchsgruppen ausfüllen sollten, schnitten die Tagebuch-Autoren erheblich schlechter ab, so die Ergebnisse der Studie. Woran das liegt, wüsste man noch nicht, hieß es, aber vermutet wird, dass sie sich durch das Tagebuchführen öfter und intensiver mit ihren Problemen beschäftigen würden als jene, die es nicht taten. „Es ist, als würden sie sich in einem grübelnden ewig wiederholenden Zyklus befinden", sagt einer der Wissenschaftler. Möglicherweise, aber das ist nur eine Vermutung, tut es zwar gut, sich seiner trüben Gedanken auch mal schriftlich zu entledigen, wenn es anders nicht geht, aber nicht jeden Tag und vielleicht nicht einmal jede Woche. Irgendwann muss man auch abschalten, sich ablenken und wieder anderen Dingen Aufmerksamkeit widmen! Probieren Sie es aus.

Jens-Robert Schulz

(nach einer pte-Meldung vom 09.09.2004)

(siehe Titelseite)